Weimar Cabaret

Entartete Musik – Was soll das eigentlich sein?

Wer sich auf die Spurensuche begibt wird schnell feststellen, dass es schlichtweg keine haltbaren musiktheoretischen oder andere belastbaren Kriterien für diesen Kampfbegriff der Nazis gibt. Als Entartet gebranntmarkt wurden zu allererst Angehörige einer sogenannten „ nichtarischern Abstammung“. Zum Beispiel jüdische, afro amerikanische oder syntie und roma MusikerInnen. Angehörige der politischen Linken und offene GegnerInnen der Nazis, oder Leute deren Livestyle als dekadent und „unarisch“ angesehen wurde, wie zb Homosexuelle oder Transgenderpersonen. Und dennoch finden sich in sämtlichen Genres des nazionalsozialistischen Kulturbetriebs unzählige Beispiele für „entartete“ Styles.

Afroamerikanische Swing Beats und Stepptanz, Klassik in der Tradition von Gustav Mahler, oder Kommunistenlieder bei denen man einfach den Text umgedichtet hatte. Es ist also ein großer Murks. Das Ensemble von Weimar Kaberet ( was übrigends ein Label für Unterhaltungsveranstaltungen vertriebener deutscher MusikerInnen im London der 30er Jahre war) begeben sich in einem work in progresshaften Arbeitsprozess auf die Suche nach dieser verschollenen Welt.

So unterschiedlich wie das Ensemble, bestehend aus MusikerInnen, PerformerInnen und TänzerInnen verschiedener Europäischer und Afrikanischer Länder sind folglich auch die Musikgenres in denen sie zuhause sind und der Blick auf das Erbe dessen was die Nazis so paranoid zu verbannen versuchten. Wenn beispielsweise der griechische Konzertpianist Petros Buras und die Sierra Leonische Sängerin LaToya Manly Spain sich das „Lied der Seeräuberjenny“ aneignen entsteht dabei garantiert nichts was an einen gutbürgerlichen Brechtabend im Stil von Ute Lempert erinnert.